Wissenschaftsgeschichte
Historicum, Amalienstrasse 52/II, 80799 München
Postanschrift: Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München
E-Mail: Wissenschaftsgeschichte@lrz.uni-muenchen.de
VORLESUNGEN
Kintzinger
WG-1
Geschichtsbewußtsein und Geschichtsschreibung im Mittelalter, 2stündig,
Do 9:00-11:00, HS?, Beginn: 18.4.
Über Erlebtes und Gehörtes zu berichten, Erstaunliches und Befremdliches zu erzählen, war nicht die einzige Absicht mittelalterlicher Historiographie. Für die Herrschaftsordnung ihrer Zeit wichtig wurde sie, indem sie das Geschehen in den Rahmen des göttlichen Heilsplanes mit der menschlichen Geschichte hineinstellte. Legitimatorische Rückbezüge wie vorausschauende Deutungen sind von den Geschichtsschreibern des Mittelalters mit der gleichen Selbstverständlichkeit vorgetragen worden wie Ereignisberichte; die Grenze zwischen beidem blieb oft genug fließend. Ein vielfältiges Spektrum an Formen der Geschichtsschreibung hat sich im Laufe der Jahrhunderte des Mittelalters herausgebildet und bietet ein bis heute lebendiges Zeugnis des Geschichtsbewußtseins in der zeitgenössischen Gesellschaft.
Literatur
Hans-Werner Goetz, Geschichtsschreibung und Geschichtsbewußtsein im hohen Mittelalter. (Orbis mediaevalis. Vorstellungswelten des Mittelalters, 1). Berlin 1999. Johannes Fried, Aufstieg aus dem Untergang. Apokalyptisches Denken und die Entstehung der modernen Naturwissenschaft im Mittelalter. München 2001.
Zedelmaier
WG-2
Die Frühaufklärung im europäischen Vergleich: Frankreich,
England, Deutschland, 2stündig, Mo 14:00-16:00 Uhr, HS?, Beginn:
22.04.
Die Vorlesung thematisiert in Grundzügen die erste Phase der Aufklärungsbewegung in Frankreich, England und Deutschland. Die Aufklärung prägte das europäische 18. Jahrhundert, ist allerdings nicht identisch mit dem 18. Jahrhundert; und sie hatte in verschiedenen europäischen Ländern unterschiedliche Ausprägungen, formierte sich auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlicher Intensität. Wie jede historische Bewegung läßt sich auch die Aufklärungsbewegung nicht exakt datieren. Doch es gibt gute Gründe, das Phänomen 'Aufklärung' (zumindest in Frankreich, England und Deutschland) auf das 18. Jahrhundert einzugrenzen und seine Anfänge in den drei genannten Ländern auf die 80er Jahren des 17. Jahrhunderts zu datieren. In der Vorlesung geht es um die Phase bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts im Blick auf die Institutionen, Ideen, Medien der Aufklärung sowie die soziale und geistige Profilierung des Aufklärers als eines neuen Gelehrtentyps.
PROSEMINARE
Ehm
WG-3
Einführung in das Studium der mittelalterlichen Geschichte (2stündig)
mit Übung zur Technik des fachbezogenen wissenschaftlichen
Arbeitens (1stündig): Mission und Kirchenorganisation im
Frankenreich (7. 9. Jahrhundert), Mi 9:00-11:00 und 11:00-12:00
(Technik-Übung A), 12:00-13:00 (Technik-Übung B), Historicum,
Raum 226, Beginn: 11.04.
Die Mission des Frankenreiches östlich des Rheins und der mit ihr verbundene Aufbau einer kirchlichen Organisation bildete eine der entscheidenden Grundlagen für die kulturelle und politische Durchdringung dieser Gebiete. Bedeutende Träger der Mission stammten, vor allem in der Anfangsphase, aus dem irisch-angelsächsischen Raum und prägten ihr Missionsgebiet in geistiger Hinsicht wie in ihrer Orientierung am Bischof von Rom. Durch die Lektüre zentraler Quellen sollen Selbstverständnis der Missionare, ihr Verhältnis zu bereits existierenden älteren kirchlichen Strukturen und den fränkischen Herrschaftsträgern geklärt werden. Den Abschluß wird die Erarbeitung eines Überblicks über die Reformen Karls des Großen und Ludwigs des Frommen zu Beginn des 9. Jahrhunderts bilden.
Literatur
Arnold Angenendt, Das Frühmittelalter. Die abendländische Christenheit von 400 bis 900, 3.A. Stuttgart 2001 (Kohlhammer); Reinhold Schneider, Das Frankenreich, 4.A. München 2001 (Oldenbourg-Grundriß der Geschichte, 5).
ÜBUNGEN
Drossbach
WG-4
Politik und Alltag des Mittelalters unter Einfluss des
Kirchenrechts. Mo. 17:00-19:00. Raum 202. Beginn 22.04.2002. (Scheinerwerb
nach LPOI, § 71,1, Nr. 2c - Theorie und Methode - ist möglich).
Zu oft wird vergessen, dass im Mittelalter dem Kirchenrecht annaehernd dieselbe Bedeutung zukam, wie heute dem modernen Recht. Deshalb soll die Entwicklung des kanonischen Rechts und dessen Eidnringen in die verschiedenen Lebensbereiche dargestellt werden. Anhand ausgewählter Quellenbeispiele kann dies anhand des Eherechts, durch Bestimmungen für soziale Gruppen (z.B. Kinder, Frauen, Kranke) sowie für die Verfassungsgeschichte (z.B. Ritual, Zeremoniell) und das religiöse Leben erarbeitet werden.
Literatur
Helmut Coing (Hg.), Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, München 1973.
Kintzinger
WG-5
Lektüre von Forschungsliteratur und Quellen zur Vorlesung, 2stündig,
Mi 8.30-10.00, Historicum, Raum 327, Beginn: 17.4.
Die Lektüre der vielfältigen Überlieferungen mittelalterlicher lateinischer wie volkssprachlicher Historiographie, heutzutage in Editionen und Textausgaben leicht zugänglich, erlaubt einen faszinierenden Einblick in die Ordnungsvorstellungen und Wertmaßstäbe der Zeit: von den Entscheidungen der Weltpolitik bis zu den Sorgen des Alltags. Seit Generationen und bis in die eigene Gegenwart ist deshalb mittelalterliche Geschichtsschreibung immer wieder zum Gegenstand historischer Forschung geworden. Eine kritische Sichtung der internationalen Literatur dient nicht nur dem besseren Verständnis der Quellen, sondern wird selbst zu einer Forschungsgeschichte.
Eine Auswahl der Literatur und Quellen, die im Semester gelesen und besprochen werden sollen, wird in der ersten Sitzung verabredet.
HAUPTSEMINARE
Kintzinger
WG-6
Thron und Terror im Mittelalter. Gelehrte Theorie und politische
Praxis, 2stündig, Do 13:00-15:00, Historicum, Raum 226, Beginn:
18.4.
In Erziehungslehren und Traktaten war man während des gesamten Mittelalters bemüht, herrscherliche Gewalt in ihrer Beschränkung zu legitimieren. Selbst im Krieg galten Spielregeln, die gegenseitig verläßliche Verfahrensformen an die Stelle ungeregelter Gewalt setzen sollten. Dennoch erhoben sich vielfach Klagen über die unnötige Härte von Fürsten, wie im Gegenzug Könige in ständiger Furcht vor Attentaten lebten. Das Spannungsverhältnis von vermeintlicher Sicherheit und tatsächlicher Bedrohung wie von gelehrter Begründung und aktueller Anwendung von Gewalt in der Gesellschaft des Mittelalters soll anhand insbesondere von Beispielen des späteren Mittelalters im europäischen Vergleich behandelt werden.
Literatur
Hermann Kamp, Friedensstifter und Vermittler im Mittelalter. (Symbolische Kommunikation in der Vormoderne). Darmstadt 2001. Alastair MacDonald, Borger Bloodshed. Scotland, England and France at war, 1369-1403. East Lothian 2000.
Menzel
WG-7
Die späten Staufer, 2stündig, Do 9:00-11:00, Historicum, Raum
202, Beginn: 18.4.
Die Zeit der letzten Staufer gehört zu den besonders faszinierenden Abschnitten des Mittelalters. Das Seminar wird sich mit unterschiedlichen Aspekten befassen, um nicht nur die dramatische Politik, sondern auch die verfassungs- und geistesgeschichtlichen Fragen zur Sprache zu bringen, die das Bild der Epoche vertiefen. Sizilien, Oberitalien, Deutschland oder Frankreich sind deshalb ebenso in den Blick zu nehmen wie das Papsttum, die Kreuzzüge oder die Wissenschaften im 13. Jahrhundert. Quellenlektüre, Literaturdiskussion und Einzelreferate werden die Seminararbeit bestimmen. Die Übernahme der Referate und deren Ausarbeitung in schriftlicher Form sind Bedingungen für die erfolgreiche Teilnahme. Das Seminar wird in einer ersten Phase in normalen wöchentlichen Sitzungen abgehalten, die sich der vorbereitenden Quellen- und Literaturarbeit widmen. Die zweite Phase wird voraussichtlich als viertägige Blockveranstaltung im Rahmen einer Tagung außerhalb Münchens stattfinden, wo die Referate vor erweitertem Publikum zu halten und zu diskutieren sind. Eine Voranmeldung im Geschäftszimmer (Liste) oder bei der Vorbesprechung ist erforderlich; die Termine dafür werden per Aushang bekannt gemacht.
KOLLOQUIUM
Kolloquium
zur Wissenschaftsgeschichte.
WG-8
Do, 18:00-20:00, 2stdg., 14tg., Raum 226 im Historicum
Projekte und Arbeiten von Magistranden oder Doktoranden sowie Forschungsvorhaben von Angehörigen der Münchener Universität oder auswärtiger Referenten zu einem Gegenstand der Wissenschaftsgeschichte werden referiert und zur Diskussion gestellt. Interessierte Studierende aller Semesterstufen sind als Teilnehmer willkommen!
(Themen und Termine werden noch durch Aushang bekanntgegeben)